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THEORIE - Engels im Kampf für den revolutionären Marxismus.

Vorwort:

Diese Schrift entstand im Rahmen des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale. Sie wurde zu Beginn des 12. Verhandlungstages gehalten, der Anlass war der 40. Todestag eines der beiden Titanen der Internationalen Kommunistischen Bewegung, des Genossen Friedrich Engels. Sie wurde gehalten inmitten der Ausrichtung dieses Weltkongresses, mit dem die Kommunistischen Parteien auf große Schlachten vorbereitet wurden. Die Schrift systematisiert in der Epoche des Leninismus Aspekte des Werkes von Friedrich Engels. Manche Erkenntnisse des Marxismus-Leninismus-Maoismus sind daher noch nicht in ihr enthalten, so z.B. ein anderes Verständnis von der Frage des „endgültigen Sieges des Sozialismus in der UdSSR“, eine Ansicht, die eine gewisse historische Berechtigung hatte, aber durch den Marxismus-Leninismus-Maoismus in einer höheren Erkenntnis aufgehoben wurde. Insgesamt stellt die Rede einen hervorragenden Beitrag dar, der historisch gesehen ein Teil der Voraussetzungen für die Herausbildung des Maoismus war. Insbesondere der Kampf gegen den rechten Opportunismus, beispielsweise in Form des parlamentarischen Kretinismus, der Kampf gegen den „linken“ Opportunismus, beispielhaft behandelt in der Form des Sektierertums, der Kampf von Engels um die proletarische Partei als Führerin der Massen, müssen hierbei betont werden.

Obwohl diese hervorragende Schrift großes Gewicht besitzt und trotz der Bedeutung des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, ist der Text in digitaler Form bisher in Englisch nur sehr schwer zugänglich gewesen, in Deutsch war er digital gar nicht verfügbar. Wir wollen daher durch die Veröffentlichung dieser Schrift eine Lücke schließen, einen wichtigen Beitrag zur Internationalen Kommunistischen Bewegung leisten und sind uns sicher, dass diese Rede unter den Leserinnen und Lesern ein interessiertes Publikum finden wird. Die Veröffentlichung soll, wohl als eine von vielen Aktionen in diesem Jahr, eine Ehrerbietung an Friedrich Engels, den großen Kommunisten und Klassiker des Marxismus-Leninismus-Maoismus sein, der dieses Jahr seinen 200. Geburtstag hat. Welchen besseren Zeitpunkt zur Veröffentlichung und Popularisierung dieser Schrift sollte es also geben, als den 130. Jahrestag des 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, der unter der persönlichen Führung von Friedrich Engels in der internationalen Arbeiterbewegung durchgesetzt wurde?

Die Redaktion

Engels im Kampf für den revolutionären Marxismus

Von D.Z. Manuilski

Gedächtnisrede, gehalten zum vierzigsten Todestag von Engels

I. Engels und seine Rolle in der Schaffung des wissenschaftlichen Sozialismus

Vor 40 Jahren starb Friedrich Engels – Marxens nächster Kampfgefährte, der überragende revolutionären Denker der Menschheit, der überragende Meister der proletarischen Revolution. Die Namen von Marx und Engels werden für immer im Gedächtnis der Völker bleiben als die Namen zweier großer Genies – der Schöpfer des wissenschaftlichen Sozialismus und der Organisatoren der internationalen kommunistischen Bewegung.

Engels‘ revolutionäre Tätigkeit ist unzertrennlich mit dem Leben und der Tätigkeit von Marx verbunden. Und derjenige der gleich nach dem Tode Engels‘ in sich Theorie und Praxis des wahrhaft schöpferischen Marxismus verkörperte, der zusammen mit Stalin das Proletariat zum Siege auf einem sechsten Teil des Erdballs führte – Wladimir Iljitsch Lenin schrieb:

„Uralte Überlieferungen schildern verschiedene rührende Beispiele von Freundschaft. Das europäische Proletariat kann sagen, dass seine Wissenschaft von zwei Gelehrten und Kämpfern geschaffen wurde, deren Beziehungen alle, selbst die ergreifendsten Schilderungen der Alten über menschliche Freundschaft übertreffen.“

Der 40. Jahrestag des Todes von Engels, den wir heute begehen, fällt zeitlich mit einem Umschwung in der internationalen Arbeiterbewegung, mit einer – unter dem Einfluss des Sieges des Sozialismus in der Sowjetunion und der tiefsten Krise des Kapitalismus eingetretenen – Wendung der breitesten Massen der sozialdemokratischen und parteilosen Arbeiter zum Kommunismus, mit dem beschleunigt vor sich gehenden Zerfall der II. Internationale zusammen.

Der Sieg des Proletariats in der Sowjetunion, das Anwachsen der kommunistischen Bewegung in der ganzen Welt, ist das direkte Resultat dessen, dass die Partei der Bolschewiki und die internationale Partei Lenins und Stalins der Lehre Marx‘ und Engels‘ bis zum letzten treu geblieben sind. Der Zerfall der II. Internationale, die Niederlage und der Bankrott ihrer Parteien ist die historisch unvermeidliche Folge dessen, dass sie Marx und Engels abtrünnig wurden und den Marxismus verflachten und verfälschen. Dafür haben heute die Millionen Werktätiger – im Schraubstock der Krise, an den Galgen und in den Zuchthäusern des Faschismus, in den Schützengräben der entbrennenden imperialistischen Kriege zu büßen.

Die in allen Farben schillernden Opportunisten der II. Internationale – Bernstein, Cunow, Kautsky, Vandervelde und andere – beschuldigten Engels aller Todsünden, der „Versimpelung“ des wissenschaftlichen Sozialismus, der Unkenntnis der theoretischen Tatsachen, eines „naiven Materialismus“, in dem Bestreben, ganz nach ihrem Bedarf, zwischen Marx und Engels einen Gegensatz zu konstruieren, um sich auf den Einen im Kampfe gegen den Anderen zu stützen, im Grunde genommen aber dazu, um den revolutionären Geist des Marxismus auszutreiben. Und es ist kein Zufall, sondern durchaus gesetzmäßig und unausbleiblich, dass der Revisionismus in der II. Internationale, der in der ersten Zeit gerade gegen Engels geharnischt zu Felde zog, in allen Grundfragen der Theorie und Praxis – auf die Positionen der Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie übergegangen und in den Sumpf der Reaktion abgeglitten ist.

Von allem Anbeginn seiner revolutionären Tätigkeit an führt Engels neben Marx den Kampf um die Begründung und immer tiefere Entwicklung des wissenschaftlichen Sozialismus auf dem Gebiet der Ökonomik und der Sozialwissenschaften, auf dem Gebiet der Philosophie und der Naturwissenschaft, den Kampf um die immer tiefere Einwurzelung des revolutionären Marxismus im Bewusstsein der revolutionären Massen.

Im Kampf gegen die „wahren Sozialisten“, diese zartbesaiteten, weinerlichen Propheten des „Klassenfriedens“ und des „ewigen Friedens unter den Völkern“ in der kapitalistischen Gesellschaft, diese Scheinpazifisten und rückgratlosen Humanisten lehrt Engels die proletarischen Massen am Vorabend und nach der Revolution von 1848 bis 1849 erbarmungslosen Klassenhass gegen den Feind, fordert zum endgültigen beruch mit ihm und seinen ideologischen Lakaien, den Pfaffen, Rechtsanwälten und Parlamentariern auf. Er geißelt die Erben und Nachfolger dieser „hohen Priester der menschlichen Gerechtigkeit und des Rechtes“, die „königlich preußischen Sozialisten“, die die Kürassierstiefel Bismarks leckten.

Gegen die Lassellaner mit ihrer Unterwürfigkeit gegenüber der Autorität des bürgerlichen Staates, mit „ihrem staatlichen Aberglauben“, mit ihren ideealistischen Vorurteilen und Phrasendreschereien über ein allgemein menschliches Recht, über die Unantastbarkeit der Gesetzesordnung, gegen das Lasallsche „eherne Lohngesetz“, das den selbständigen wirtschaftlichen Kampf und die selbständige Gewerkschaftsorganisation verneint, führt Engels einen wütenden Kampf. Engels, der Marxens politische Ökonomie popularisiert und den unzerreißbaren Zusammenhang des wirtschaftlichen und politischen Kampfes des Proletariats betont, zeigt die ganze Schädlichkeit des Lassalleanertums, seine Anpassung an den junkerlich-bürgerlichen Staat, seinen Verzicht auf die Organisierung der proletarischen Revolution auf.

Gegen den Proudhonismus und Anarchismus, diese zwei kleinbürgerlichen, reaktionären, halbutopischen, halbrebellenmäßigen Rückfälle in der Arbeiterbewegung, die den revolutionären Massenkampf durch hochtrabende Phrasen über „gegenseitige Hilfe durch friedliche Kooperation“, über „Gleichheit der Klassen“, über den „Kampf gegen jegliche Diktatur und Tyrannei“ ersetzen – verficht Engels die Notwendigkeit der selbständigen Bewegung und der selbständigen Partei des Proletariats.

In Kampf gegen alle pseudo-sozialistischen und pseudo-revolutionären Theorien zeigen Marx und Engels, ausgehend von der Analyse der wirtschaftlichen Beziehungen, die Unausbleiblichkeit des gewaltsam vor sich gehenden Zusammenbruchs des Kapitalismus und die welthistorische Rolle des Proletariats als Totengräber des Kapitalismus und Schöpfer der neuen sozialistischen Gesellschaftsordnung auf, beweisen auf Grund der größten Entdeckung von Marx, dass der Klassenkampf zur Diktatur des Proletariats als der Übergangsperiode von Kapitalismus zum Kommunismus führt. Marx und Engels untersuchen die Entwicklungsbedingungen und Methoden der Vorbereitung der proletarischen Revolution sowie die Rolle der Kommunistischen Partei in dieser.

Die wahrhaft wissenschaftliche Analyse, die den historischen Erscheinungen, den wirtschaftlichen und politischen Prozessen auf den innersten „Grund“ geht, verbindet sich bei Engels mit der flammenden Leidenschaft des Führers und Lehrmeisters des Proletariats, der die Arbeitermassen zum revolutionären Kampfe ruft. Der wissenschaftliche Sozialismus beleuchtet vor der Arbeiterklasse die ganze Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der menschlichen Gesellschaft, zeigt dem Proletariat, was die ausgebeutenden und unterjochten Klassen vor ihm darstellten, was es selbst darstellte und was es werden soll. Und deshalb, Proletarier, handelt nach der revolutionären Theorie, kämpft um die proletarische Diktatur – und eure Befreiung wird die Befreiung der gesamten Menschheit, das Ende jeglicher Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt sein!

Dieser Gedanke von der Notwendigkeit der Paarung der revolutionären Theorie mit der revolutionären Aktion, der Verwandlung des gesetzmäßigen, durch die wirtschaftliche Entwicklung und den Klassenkampf bedingten Laufes der Geschichte in der revolutionären Kampf der Massen, zieht wie ein roter Faden durch alle wissenschaftlichen Werke, durch alle polemischen Artikel und partei-programmatischen Direktiven von Engels hindurch.

Auf dem Gebiet der politischen Ökonomie begründet Engels die These, dass es nicht nru die Ökonomik des Kapitalismus, sondern auch sämtliche ihm voraufgehenden Formen der Ausbeutung zu untersuchen gilt und formuliert das für die Ausbeutergesellschaft unanfechtbare Gesetz:

„Jeder Fortschritt der Produktion ist gleichzeitig ein Rückschritt in der Lage der unterdrückten Klasse, d.h. der großen Mehrzahl. Jede Wohltat für die Einen, ist notwendig ein Übel für die Andern, jede neue Befreiung der einen Klasse eine neue Unterdrückung für eine andere Klasse“ [1]:

Im Kapitalismus findet dieser innere Widerspruch der Ausbeutergesellschaft seinen krassesten Ausdruck. Der lebendige Träger dieses Widerspruchs – ist das Proletariat, die aller Produktionsmittel beraubte Klasse und deshalb auch die revolutionärste Klasse unter allen ausgebeuteten Klassen, die die Geschichte je kannte. Engels sagt:

„Indem die kapitalistische Produktionsweise mehr und mehr die große Mehrzahl der Bevölkerung in Proletarier verwandelt, schafft sie die Macht, die diese Umwälzung, bei Strafe des Untergangs, zu vollziehen genötigt ist“.

In einem seiner frühesten Werke gibt Engels eine durch ihre grausame Wahrhaftigkeit erschütternde Charakteristik der Lage der Arbeiterklasse unter dem Kapitalismus. Seither sind über 90 Jahre vergangen. Man lese diese Charakteristik einem beliebigen Arbeiter eines kapitalistischen Landes vor und er wird in ihr, wie in einem Spiegel, seine heutige Lage ersehen:

„Wenn ein einzelner einem andern körperlichen Schaden tut, und zwar solchen Schaden, der dem Beschädigten den Tod zuzieht, so nennen wir das Totschlag; wenn der Täter im voraus wusste, dass der Schaden tödlich sein würde, so nennen wir seine Tat einen Mord. Wenn aber die Gesellschaft Hunderte von Proletariern in eine solche Lage versetzt, dass sie notwendig einem vorzeitigen, unnatürlichen Tode verfallen, einem Tode, der ebenso gewaltsam ist wie der Tod durchs Schwert oder die Kugel; wenn sie Tausenden die nötigen Lebensbedingungen entzieht, sie in Verhältnisse stellt, in welchen sie nicht leben können, wenn sie sie durch den starken Arm des Gesetzes zwisngt, in diesen Verhältnissen zu bleiben, bis der Tod eintritt, der die Folge dieser Verhältnisse sein muss; wenn sie weiß, nur zugut weiß, dass diese Tausende solchen Bedingungen zum Opfer fallen müssen, und doch diese Bedingungen bestehen lässt – so ist das ebensogut Mord wie die Tat des einzelnen, nur versteckter, heimtückischer Mord, ein Mord, gegen den sich niemand wehren kann, der kein Mord zu sein scheint, weil man den Mörder nicht sieht, weil alle und doch wieder niemand dieser Mörder ist, weil der Tod des Schlachtopfers wie ein natürlicher aussieht...“ [2]

Der kapitalistische Charakter der Produktionsmittel steht somit dem Arbeiter als fremde und ihm feindliche Kraft gegenüber. Die höchste Ausdrucksform dieses Antagonismus sind die periodischen Krisen, die die Ausbeuterordnung bis in ihre Grundfesten erschüttern und den herrschenden Klassen ihre ganze Unfähigkeit zur Meisterung jener Kräfte zeigen, die wie eine blinde Naturgewalt über die gesamte Menschheit walten, blühende Länder, Städte und Dörfer verheeren und Millionen Menschen zu Untergang und Degeneration verdammen.

Marx und Engels zeigen auf, wie die Entwicklung einerseits der Klasse, deren Lebenshaltung sie zur sozialen Revolution treibt, des Proletariats, andererseits – der Produktivkräfte, die über die Rahmen der kapitalistischen Gesellschaft hinausgewachsen sind, diese Rahmen unvermeidlich sprengen und zur sozialen Revolution führen muss.

Und im Zusammenhang damit stellen sie die Frage des „nächsten Endzieles“, des Sturzes der Macht der Bourgeoisie und der Errichtung der Diktatur des Proletariats. Das ist – die Grundfrage des Marxismus, die anhand der Erfahrung von drei Revolutionen des 20. Jahrhunderts durch Lenin und Stalin entwickelt wurde.

Im Kampf für den revolutionären Marxismus arbeitet Engels mit weitgehendster Klarheit die Frage der Wechselwirkung von Ökonomik und Politik in der ganzen Geschichte der gesellschaftlichen Entwicklung und auf dieser Grundlage die Frage vom Wesen des Staates der Ausbeuterklassen heraus. In einer genialen Skizze legt er denn auch die allgemeinen Umrisse des Aufbaus des Sozialismus fest.

Die tiefschürfende Analyse von Engels, die die gesamte sogenannte „Zivilisation“, d.h. die Geschichte der Ausbeuterklassen und ihrer Staaten erfasst, führt zu der Schlussfolgerung, dass das Verschwinden der Klassen und des Staates ebenso historisch notwendig ist, wie auch ihre Entstehung und Entwicklung bisher.

„Wir nähern uns jetzt mit raschen Schritten einer Entwicklungsstufe der Produktion, auf der das Dasein dieser Klassen nicht nur aufgehört hat, eine Notwendigkeit zu sein, sondern ein positives Hindernis der Produktion wird.“ [3]

Es ist bekannt, welches Wutgeheul, welche Raserei und Empörung diese These des Marxismus von der Unausbleiblichkeit des Verschwindens des Staates bei allen vereidigten, besoldeten Schildknappen der „Unantastbarkeit der bürgerlichen Rechtsordnung, der Familie und des Privateigentums“ auslöste und auslöst, welch idiotische Verständnislosigkeit sie bei allen Anbetern des „sozialen“ Staates, den Bernstein und Kautsky als die höchste Vollendung des menschlichen Fortschrittes betrachteten, fand und heute noch findet.

Marx und Engels stellen, wie das Engels betonte, in ihrem Kampf sowohl gegen die sozialdemokratischen Opportunisten wie gegen die Anarchisten die Frage der Diktatur des Proletariats und, insbesondere, die Frage des grundlegenden Unterschieds zwischen dem Staat der Ausbeuter und dem proletarischen Staat in den Vordergrund. Die Lehre des revolutionären Marxismus vom Staat und Revolution sowie die bemerkenswerten Skizzen Engels zur Frage der proletarischen Demokratie im Gegensatz zur bürgerlichen Demokratie haben in den Arbeiten Lenins und Stalins eine geniale Entwicklung erfahren.

Welch unwiderlegbare Bestätigung erhält gerade jetzt, unter den Bedingungen der Offensive der Reaktion und des Faschismus in den kapitalistischen Ländern die Lehre des Marxismus-Leninismus vom Staat als einem Organ der Ausbeuterklasse zur Niederhaltung der ausgebeuteten Klasse! Wie schmählich zerstoben in alle vier Winde die lügenhaften Schlauheiten der sozialdemokratischen Philister über den Staat als den „Vertreter der allgemeinen Interessen des Volkes“, der angeblich die Interessen der antagonistischen Klassen versöhnt und über ihnen steht. Wie zutreffend erweisen sich heute, besonders in den faschistischen Ländern, die Worte Engels‘, dass „der Staat Formationen bewaffneter Menschen, Polizei, Armee, Gefängnisse und Gerichte“ darstellt. Die faschistischen Landsknechte des Finanzkapitals, die Gestapo, die Schutzstaffeln Hitlers und Görings, die faschistischen Folterkammern, die Konzentrationslager und Schafotte – das alles entblößt das Wesen des Ausbeuterstaates, der das Flittergold der bürgerlichen Demokratie von sich abstreift, die letzten Reste der demokratischen Rechte und Freiheiten zertritt, die sich die Werktätigen im langjährigen und blutigen Kampf eroberten. Die Cavaignae, Thiers und Gallifet, die „Hunde, Wölfe und Schweine der alten Welt“ sind heute von den faschistischen Henkern übertroffen worden. Und diejenigen sagen, die den Marxismus verflachten und entstellten, den Weg der proletarischen Revolution verleugneten und zusammen mit Noske und Severing den bürgerlichen Staat gegen den Ansturm der revolutionären Massen verteidigten!

Marx und Engels, die der Diktatur der Bourgeoisie die Diktatur des Proletariats entgegenstellten, haben ihr Leben lang für die Schaffung einer Partei gekämpft, die die Massen zur Eroberung der Macht und Aufrichtung der proletarischen Diktatur führen könnte. Nach der Pariser Kommune zielten alle Hinweise Engels über die Frage der grundlegenden Aufgaben des Proletariats in der sozialistischen Revolution auf einen Punkt: die Auswertung der Erfahrungen der Pariser Kommune, die zur Grundlage des Programms der neuen Massenparteien des Proletariats werden sollten.

„Der sozialdemokratische Philister ist neuerdings wieder in heilsamen Schrecken geraten bei dem Wort: Diktatur des Proletariats. Nun gut, ihr Herren, wollt ihr wissen, wie diese Diktatur aussieht? Seht euch die Pariser Kommune an. Das war die Diktatur des Proletariats“,

erklärte Engels am 20. Jahrestag der Pariser Kommune. Nur die Partei der Bolschewiki allein hat „den Rat Engels‘ beherzigt, indem sie im Jahr 1903 die Forderung der Diktatur des Proletariats in ihr Programm aufnahm und diese Forderung beim Vormarsch der Oktoberrevolution konkret entfaltete. Wie Lenin in „Staat und Revolution“ sagte, muss

„bei der Revision des Programms unserer Partei der Rat Engels‘ und Marx‘ unbedingt berücksichtigt werden, um der Wahrheit näher zu kommen, um den Marxismus wieder herzustellen, indem man ihn von Entstellungen säubert, um den Kampf der Arbeiterklasse um ihre Befreiung sicherer zu lenken.“

Nur die Bolschewiki, die als nächstes Ziel der proletarischen Revolution die Schaffung eines Staates vom „Typus der Kommune“, bereichert durch die Erfahrungen der Sowjets und zweier Revolutionen, formulierten, haben es unter Führung Lenins und Stalins vermocht, die Millionenmassen des Proletariats und der armen Bauernschaft zum Sturz des bürgerlichen Staates und Aufrichtung der proletarischen Diktatur in der Form der Sowjets zu führen.

Marx und Engels sprachen davon, dass der Klassenkampf des Proletariats ihr wirkliches, epochemachendes Ausmaß erst dann erlangen wird, wenn das Proletariat die Macht ergreift und vermittels seiner Diktatur an die radikale Umgestaltung der Wirtschaft und zusammen mit ihr auch aller Produktionsverhältnisse, an die Umgestaltung des gesamten materiellen und geistigen Lebens der Gesellschaft herantreten wird.

Die größte Ehre, die wir allen unseren großen Lehrern Marx und Engels erweisen können, ist es, dem Weltproletariat zu zeigen, wie auf einem Sechstel der Erde in unversöhnlichem revolutionären Kampf, im großen Laboratorium der sozialistischen Arbeit und des sozialistischen Denkens, unter der Führung Lenins und Stalins der schöpferische Marxismus seine welthistorische Entfaltung erhalten hat und mit jedem Tage erhält, wie das siegreiche Proletariat die Epoche macht, von der Engels gesprochen hatte.

Engels schrieb über die Revolution des Proletariats:

„...Das Proletariat ergreift die öffentliche Gewalt und verwandelt kraft dieser Gewalt die den Händen der Bourgeoisie entgleitenden gesellschaftlichen Produktionsmittel in öffentliches Eigentum. Durch diesen Akt befreit es die Produktionsmittel von ihrer bisherigen Kapitalseigenschaft und gibt ihrem gesellschaftlichen Charakter volle Freiheit, sich durchzusetzen. Eine gesellschaftliche Produktion nach verherbestimmten Plan wird nunmehr möglich.“ [4]

Das haben die Bolschewiki getan, indem sie die Kapitalisten und Gutsbesitzer expropriierten, indem sie die materiellen Produktivkräfte und die größte schöpferische Kraft der Geschichte – das Proletariat – von den Fesseln des Kapitals befreiten und an die Stelle der kapitalistischen Anarchie den sozialistischen Plan der Organisation der Wirtschaft und der Gesellschaft setzten.

Engels sagte:

„Die gesellschaftliche Aneignung der Produktionsmittel beseitigt nicht nur die jetzt bestehende künstliche Hemmung der Produktion, sondern auch die positive Vergeudung und Verheerung von Produktivkräften und Produkten, die gegenwärtig die unvermeidliche Begleiterin der Produktion ist und ihren Höhepunkt in den Krisen erreicht. Sie setzte ferner eine Masse von Produktionsmitteln und Produkten für die Gesamtheit frei durch die Beseitigung der blödsinnigen Luxusverschwendung der jetzt herrschenden Klassen und ihrer politischen Repräsentanten.“ [5]

Das haben die Bolschewiki getan: im Lande des siegreichen Proletariats sind für immer die Krisen und die Arbeitslosigkeit abgeschafft, die Ausbeuter-, die Parasitenklasse liquidiert, als Ergebnis der sozialistischen Rekonstruktion der Volkswirtschaft herrscht im Lande unumschränkt die sozialistische Wirtschaftsform.

Engels sprach von einer solchen Organisation der Produktion, bei der niemand seinen Anteil an der produktiven Arbeit auf einen anderen abwälzen kann und bei der andererseits die produktive Arbeit, statt Mittel der Versklavung zu sein, zum Mittel der Befreiung wird. (Engels: „Antidühring“, Abschnitt über Produktion.)

Die Bolschewiki haben das getan. Die Arbeit wurde aus einem Fluch, wie sie es unter dem Kapitalismus war, im sozialistischen Lande zu einer Sache der Ehre, des Ruhmes und Heldentums; im sozialistischen Wettbewerb, im Stoßbrigadlertum entstehen neue Formen der kollektiven Arbeit.

Die Bolschewiki verwirklichen die genialen Entwürfe Engels über die Notwendigkeit der Überwindung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land, über die planmäßige Verteilung der Produktivkräfte im ganzen Lande, über die Schaffung von Voraussetzungen für die allseitige geistige und körperliche Entwicklung der Menschen. Diese erstaunlich weitblickenden Entwürfe Engels‘ setzte und setzt der Marxismus-Leninismus konkret, historisch ins Leben um, füllt sie mit der lebendigen Erfahrung der proletarischen Revolution und des revolutionären Kampfes der Massen, nachdem er sie mit den schöpferischen Gedanken der genialsten Geister der Gegenwart, Lenins und Stalins, der Organisatoren der proletarischen Diktatur und ihrer zahllosen Siege, bereichert hatte.

Engels sprach von Menschen, die berufen sind, die proletarische Revolution zu machen, die die Grundlagen der Ausbeutergesellschaft restlos vernichten und das neue Gebäude der klassenlosen Gesellschaft aufbauen, über ihre außerordentliche Kraft der theoretischen Voraussicht und gewaltige Willenskraft. Es ist unsere Partei, die Partei der Bolschewiki, mit Lenin und Stalin an der Spitze, die der geniale Blick Engels‘ sah, der durch den Vorhang der kommenden Jahrzehnte drang! Die Millionen sind es, die den Sozialismus im Lande der proletarischen Diktatur erbaut haben, von denen Engels sprach. Das sind jetzt nicht Lohnsklaven des Kapitals, das sind keine Anhängsel der kapitalistischen Maschine, das sind keine Bauern, die durch ihre Zwergprivateigentum versklavt sind, das sind Söhne eines freien Landes, denen der ganze Boden und die ganze Industrie, alle Produktionsmittel und alle zum Leben notwendigen Mittel gehören.

Das sind die Menschen, die zusammen mit hunderten Millionen Menschen – heute in den kapitalistischen Ländern noch unterdrückt und ausgebeutete -, auf der Erdkugel jenes große Ziel verwirklichen werden, das zum erstenmal von Marx und Engels entworfen wurde.

II. Engels, der Führer, Organisator, Kämpfer

Engels war nicht nur ein großer Theoretiker des Proletariats, wie Marx war er vor allem Revolutionär. Wie bei Marx, war auch bei Engels das eigentliche Element vor allem der Kampf, der zähe, konsequente, leidenschaftliche Kampf für den Kommunismus.

Erste Hälfte der vierziger Jahre. Der junge Engels entfaltet die Flügel. Er bricht mit dem christlich-preußischen Philistermilieu, bahnt sich den Weg zum proletarischen Sozialismus. Begegnung mit Marx. Ihr Kampfbündnis wird geschlossen, die große Kameradschaft der zwei Genien des proletarischen Kommunismus. Sie organisieren und führen zusammen den Bund der Kommunisten, arbeiten zusammen das berühmte „Manifest der Kommunistischen Partei“ aus, das erste Programmatische Dokument des internationalen Kommunismus.

Revolution 1848. Engels steht in den Reihen der Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung“, wo er zusammen mit Marx den äußersten linken Flügel der Demokratie unterstützt, rücksichtslos ihre Schwankungen entlarvt, die besonderen Interessen des Proletariats in der bürgerlichen Revolution verteidigt.

60er Jahre. Es entsteht die erste internationale proletarische Partei, die I. Internationale, an deren Arbeit Engels zusammen mit Marx hervorragenden Anteil nimmt. In der ersten Internationale erringt die Lehre Marx‘ und Engels‘ den entscheidenden Sieg über Bakunin und seine Anhänger.

Die Kommune eröffnet eine neue Epoche in der Geschichte der Menschheit. Es entstehen neue Aufgaben: in einzelnen Staaten zur Schaffung von proletarischen Massenparteien überzugehen ,auf deren Entwicklung Engels einen entscheidenden Einfluss ausübt.

Bereits im Jahre 1846 formulierte der 26jährige Engels mit erstaunlicher Klarheit die Aufgaben der Kommunisten:

„1. die Interessen der Proletarier im Gegensatz zu denen der Bourgeoisie durchzusetzen; 2. dies durch Aufhebung des Privateigentums und Ersetzung desselben durch die Gütergemeinschaft zu tun; 3. kein anderes Mittel zur Durchführung dieser Absichten anzuerkennen als die gewaltsame demokratische Revolution.“ [6]

Viele Jahre nachher erklärte Engels:

„Wir wollen die Aufhebung der Klassen. Welches ist das Mittel, um dieses Ziel zu erreichen? Die politische Herrschaft des Proletariats… Aber der höchste Akt der Politik ist die Revolution; wer das anerkennt, der muss solche Mittel, solche politische Handlungen anstreben, die die Revolution vorbereiten, die die Arbeiter zur Revolution erziehen und ohne welche die Arbeiter am zweiten Tag nach der Schlacht von den Favre und Pia übertölpelt werden…

Die Partei muss sich nicht als Schwanz irgendeiner bürgerlichen Partei formieren, sondern als unabhängige Partei, die ihr eigenes Ziel, ihre eigene Politik hat.“ [7]

Und diesen Aufgaben ist der gesamte, ein halbes Jahrhundert währende Kampf Engels‘ gewidmet.

Was Engels als Politiker der Arbeiterklasse besonders kennzeichnet, wurde von Lenin klar formuliert. Das ist

„das tiefste Verständnis der grundlegenden Umgestaltungsziele des Proletariats und die ungewöhnlich elastische Festlegung der gegebenen taktischen Aufgaben vom Standpunkt der revolutionären Ziele, ohne die geringsten Zugeständnisse an den Opportunismus und die revolutionäre Phrase.“

Im weiteren möchte ich eingehender über Engels, als Meister der proletarischen Taktik sprechen. Unsere Partei, die Führungen unserer Sektionen können an den glänzenden Beispielen der taktischen Kunst des großen proletarischen Heerführers lernen.

Aus der reichen Schatzkammer der taktischen Leitsätze, die Engels in seiner praktischen Tätigkeit ausarbeitete und zur Anwendung brachte, will ich nur einige Fragen berühren, die in unmittelbarer Beziehung zur zentralen Aufgabe des VII: Kongresses stehen, zur Vorbereitung und Organisierung der Arbeiterklasse und aller Werktätigen für die entscheidenden Kämpfe.

Es gab nicht wenig Leute in der Epoche Engels‘ und es gibt ihrer nicht wenig auch heute, die sich die proletarische Revolution nicht dialektisch, sondern mechanistisch vorstellen: in einem Lager – die bewussten, konsequ3enten, „reinen“ Revolutionäre, im andern – eine einzige reaktionäre Masse: keinerlei Änderungen im Verhältnis der Klassenkräfte, denn alle Klassen haben ein für allemal die für sie vorbereiteten Positionen im revolutionären Schema bezogen; keinerlei schwankende Zwischenschichten, denn sie alle sind im voraus in den Katalog der Reaktion gebracht worden; keinerlei Avantgarde und Reserven, denn sie alle stellen eine einzige revolutionäre Masse dar; keinerlei Massen, die erst zur Revolution stoßen, denn sie sind im voraus in das Lager der revolutionären Avantgarde eingeschlossen; keinerlei Etappen in der Entwicklung des revolutionären Kampfes, denn die Massen sind auf einem halsbrecherischen Weg in die höchste Klasse des „letzten entscheidenden Kampfes“ überführt worden, keinerlei alltägliche Arbeit der revolutionären Partei an der Aufklärung und Vorbereitung der Massen zum Kampfe, denn die Massen warten nur auf einen Anlass, um sich unter der Leitung der erzrevolutionären Führung in den Kampf zu stürzen; keinerlei organisatorische Vorbereitung, die das Anwachsen der Bewegung beschleunigt, denn für uns arbeitet die Elementargewalt dieser Bewegung. Einen solchen Typus von Menschen hatte Engels im Auge, als er sich über das folgende Schema der Entwicklung der Revolution lustig machte.

„Alle offiziellen Parteien vereinigt in einem Klumpen hier, wie die Sozialisten in Kolonnen dort; große Entscheidungsschlacht, Sieg auf der ganzen Linie mit einem Schlag. So einfach machen sich die Dinge in der Wirklichkeit nicht. In der Wirklichkeit fängt umgekehrt … die Revolution damit an, dass die große Mehrzahl des Volks und auch der offiziellen Parteien gegen die dadurch isolierte Regierung sich scharen und sie stürzen und erst nachdem diejenigen unter den offiziellen Parteien, die noch möglich geblieben, sich untereinander, aneinander und nacheinander zugrunde gearbeitet haben, erst nachdem kommt die große Scheidung zustande und damit die Chance unserer Herrschaft. Wollten wir die Revolution gleich mit ihrem letzten Akt anfangen lassen, so ginge es uns erbärmlich schlecht...“ [8]

Diese glänzenden Sätze Engels‘ über den Verlauf und die Entwicklung der Revolution hat Lenin mehr als drei Jahrzehnte später noch krasser und vollständiger entwickelt:

„...Denn zu glauben, dass die soziale Revolution denkbar ist ohne Aufstände kleiner Nationen in den Kolonien und in Europa, ohne revolutionäre Ausbrüche eines Teiles des Kleinbürgertums mit allen seinen Verurteilen, ohne die Bewegung rückständiger proletarischer und halbproletarischer Massen gegen das Joch der Gutsbesitzer und der Kirche, gegen die monarchistische und nationale Unterdrückung usw. - das zu glauben heißt der sozialen Revolution entsagen. Es soll wohl so sein, dass an seiner Stelle sich ein Heer sammelt und erklärt: ‚Wir sind für den Sozialismus‘, an einer anderen Stelle ein anderes Heer, das erklärt: ‚Wir sind für den Imperialismus‘, und dies dann die soziale Revolution ist! … Wer eine ‚reine‘ soziale Revolution erwartete, der wird sie niemals erleben. Der ist nur in Worten ein Revolutionär, der die wirkliche Revolution nicht versteht.“

Und weiter:

„Die sozialistische Revolution in Europa kann nichts anderes sein, als ein Ausbruch des Massenkampfes aller und jeglicher Unterdrückten und Unzufriedenen. Teile des Kleinbürgertums und der rückständigen Arbeiter werden unweigerlich an ihr teilnehmen – ohne eine solche Teilnahme ist ein Massen Kampf nicht möglich, ist überhaupt keine Revolution möglich -, und ebenso unweigerlich werden sie in die Bewegung ihre Vorurteile, ihre reaktionären Phantasien, ihre Fehler und Schwächen hineintragen. Objektiv aber werden sie das Kapital angreifen, und die klassenbewusste Avantgarde der Revolution, das fortgeschrittene Proletariat, das diese objektive Wahrheit des mannigfaltigen, disharmonischen, bunten und äußerlich zersplitterten Massenkampfes zum Ausdruck bringt, wird es verstehen, von den Banken Besitz zu ergreifen, die allen (wenn aus verschiedenen Gründen) so verhassten Truste zu expropriieren und andere diktatorische Maßnahmen durchzuführen, die in ihrer Gesamtheit den Sturz der Bourgeoisie und den Sieg des Sozialismus ergeben, einen Sieg, der sich durchaus nicht mit einem Schlage aller kleinbürgerlichen Schacken ‚entledigen‘ wird.“ [9]

In diesen, in ihrer Tiefe großartigen Worte Engels‘ und Lenins sind die Grundelemente der Antwort auf die Frage enthalten, wie wir heute gegen die Offensive des Kapitals, gegen Faschismus und Kriegsgefahr erfolgreich kämpfen sollen. Hier ist bereits auch die Notwendigkeit einer richtigen Politik der proletarischen Partei in bezug auf die Massen der eigenen Klasse und in bezug auf die Verbündeten mit inbegriffen, sowie die Aufgabe der Schaffung einer breiten Volkskampffront und die geschickte Ausnützung der internationalen Gegensätze im Interesse der Festigung der Positionen des Proletariats. Unsere ganze Erfahrung hat des öftern bestätigt, dass eine Partei die von vereinfachten, naiven Vorstellungen über die Revolution ausgeht, unfähig ist, in der Rolle ihres Organisators und Führers aufzutreten. Es gibt nichts Gefährlicheres für eine lebendige und kämpfende Partei als eine leblose Formel, die vorher vorbereitet und auf spekulativem Wege gewonnen wurde: sie verhüllt die ganze lebendige und bunte Mannigfaltigkeit der Kampfbedingungen und -formen.

Es ist unrichtig anzunehmen, dass sich die Revolution in einer geraden Linie entwickeln wird, wie ein aus gespanntem Bogen losgelassener Pfeil, dass es im heranreifenden revolutionären Prozess keine Stockungen, keine Unterbrechungen, keine Rückzüge geben wird, um sodann noch kräftiger vorwärts zu springen. Es ist unrichtig anzunehmen, dass die Taktik der revolutionären Partei nicht auf dem Verhältnis der Klassenkräfte aufgebaut werden soll, wie es gegeben ist, sondern auf dem, das wir haben möchten; es ist unrichtig anzunehmen, dass es für die proletarische Partei genügt, sowohl im Prozesse der Vorbereitung der Revolution als auch in ihrer Entfaltung selbst, sich nur auf die Kräfte der Avantgarde zu stützen, und nicht auf die Mehrheit der Arbeiterklasse. Es ist unrichtig anzunehmen, dass die proletarische Partei dadurch, dass sie die anderen Klassenkräfte ignoriert, und nicht versucht, sei es auch nur vorübergehend, die schwankenden Klassen auf die Seite der Revolution herüberzuziehen, eine klare Situation „Klasse gegen Klasse“ schafft. Es ist unrichtig anzunehmen, dass man die Revolution vorbereiten und verwirklichen kann, ohne die Gegensätze im Lager des Gegners auszunützen, ohne vorübergehende, teilweise Kompromisse mit anderen in Revolutionierung begriffenen Klassen und Gruppen und ihren politischen Organisationen.

Im Jahre 1889 empfahl Engels im Briefe an den dänischen Sozialisten Trier, im Interesse der Arbeiterklasse andere Parteien auszunützen,

„vorübergehend andere Parteien und Maßnahmen zu unterstützen, die dem Proletariat entweder unmittelbar vorn Vorteil sind, oder einen Fortschritt darstellen in der Richtung der ökonomischen Entwicklung oder der politischen Freiheit...“

Aber, fügt Engels hinzu,

„ich bin nur in dem Falle dafür, wenn der Vorteil, der unmittelbar für uns oder für die historische Entwicklung des Landes auf dem Wege der ökonomischen und politischen Revolution in Aussicht steht, unbestreitbar und es wert ist, um ihn anzustreben. Es ist auch unerlässlich, dass der proletarische Klassencharakter der Partei dadurch nicht in Frage gestellt wird. Das ist für mich die absolute Grenze.“

Die Festigung des Klassencharakters der Partei, die Hebung des Klassenbewusstseins des Proletariats, seine Kampffähigkeit, die Stärkung seiner Positionen, die Schwächung der Positionen, des Klassenfeindes – das ist das Kriterium, das Engels bei der Entscheidung der Frage nach der Zulässigkeit dieses oder jenes Kompromisses für verbindlich hält.

Völlig feindselig steht diese Taktik der Idee der Arbeitsgemeinschaft des Proletariats mit der Bourgeoisie gegenüber, die die internationale Sozialdemokratie durchführte, denn die sozialdemokratische Politik beraubte die Partei ihres Klassencharakters, stärkte die Positionen der Bourgeoisie, schwächte und demoralisierte das Proletariat. Diese revolutionäre Taktik hat nichts gemein mit der Politik des „kleineren Übels“, mit der Abstimmung für Hindenburg, mit der Blockbildung mit Brüning, denn durch die Politik des „kleineren Übels“ hat die Sozialdemokratie der Bourgeoisie eine Position des Proletariats nach der anderen ausgeliefert, dem Faschismus den Weg geebnet und die Niederlage des Proletariats vorbereitet.

Diese Gedanken Engels‘ entwickelte Lenin drei Jahrzehnte später weiter auf Grund der Erfahrungen der drei russischen Revolutionen und lehrte die jungen kommunistischen Parteien eine so elastische und manövrierfähige Taktik, die ihnen helfen soll die Kinderkrankheit des Radikalismus zu überwinden und den Kampf um den Sturz der Bourgeoisie in wirklich bolschewistischer Weise zu führen.

„Einen Krieg führen – sagte er – um den Sturz der internationalen Bourgeoisie, einen Krieg, der hundertmal schwieriger, langwieriger, komplizierter ist als der hartnäckigste Kriegt unter den gewöhnlichen Kriegen zwischen den Staaten, und dabei im voraus das Lavieren, die Ausnutzung der Interessengegensätze (sei es auch der vorübergehenden) zwischen den Feinden, auf Verständigung und Kompromisse mit den möglichen (sei es auch nur vorübergehenden, unbeständigen, schwankenden, bedingten) Verbündeten abzulehnen, ist das nicht eine grenzenlos lächerliche Sache? … Einen mächtigeren Gegner kann man nur besiegen, unter größter Kraftanstrengung und unter unbedingter, sorgfältigster, sorgsamster, vorsichtigster, geschicktester Ausnützung jedweden, sei es auch das geringsten „Risses“ zwischen den Feinden, jedweden Interessengegensatzes zwischen der Bourgeoisie der verschiedenen Länder, zwischen verschiedenen Gruppen oder Arten der Bourgeoisie innerhalb der einzelnen Länder, sowie auch jedweder, sei es auch der geringsten Möglichkeit, einen Massenverbündeten für sich zu gewinnen, selbst einen vorübergehenden, schwankenden, unbeständigen, unzuverlässigen, bedingten. Wer das nicht begriffen hat, der hat kein Quentchen vom Marxismus und überhaupt vom wissenschaftlichen, modernen Sozialismus begriffen.“ [10]

Genossen, wenn ihr euch in diese Worte von Engels und Lenin in Anpassung an unsere Epoche, an diejenige Politik, die gegenwärtig unser Kongress für die nächst bevorstehende Periode vorzeichnet, hineindenkt, so werdet ihr begreifen, dass diese, an der Erfahrung der gesamten internationalen Arbeiterbewegung im Laufe von vielen Jahrzehnten erprobte Taktik vor der Kommunistischen Internationale, vor allen ihren Sektionen jetzt die gewaltigsten Möglichkeiten dazu eröffnet, aus der agitatorisch-propagandistischen Periode unserer Entwicklung herauszutreten und zu einem machtvollen Faktor des gesamten gegenwärtigen politischen Lebens sowohl in einzelnen Ländern wie in der ganzen Welt zu werden. Aber eben weil wir jetzt die breite Bahn der großen Massenpolitik betreten, weil wir uns anschicken, nicht mit Hunderttausenden, sondern mit Millionen zu rechnen, weil wir diejenigen Schichten unter unseren Einfluss zu bekommen beginnen, die gestern noch entweder in den Reihen der Sozialdemokratie oder überhaupt außerhalb jeder Politik standen, müssen die Sektionen der Komintern eine besondere Wachsamkeit gegenüber möglichen rechten und opportunistischen Verzerrungen unserer Massenpolitik an den Tag legen – gegenüber Verzerrungen, die das Wachstum unseres Einflusses auf die Massen und das Anwachsen der Kampfkraft des Proletariats aufhalten und damit das Heranreifen der Voraussetzungen der proletarischen Revolution hemmen werden. Und hier müssen wir uns noch einmal unserem Meister Engels zuwenden und seines Kampfes gegen den Opportunismus, eines schonungslosen, unversöhnlichen Kampfes gedenken, der ein halbes Jahrhundert seines Lebens als politischer Kämpfer ausgefüllt hat.

Engels durchschaute den Kleinbürger, der in Dutzenden von verschiedenartigen Umhüllungen versucht, sich in der Arbeiterbewegung festzusetzen, sie zu schwächen und zu desorganisieren. Engels reißt mit vernichtender Schärfte und unnachahmbarmen Sarkasmus die Maske von diesem Spießbürger, der alle nichtigen Gebärden und Manieren eines Philisters unter einer ungezwungenen Gutmütigekit verbirgt. Dieser Spießbürger kann sich jede Niederträchtigkeit erlauben, denn er ist der Ansicht, dass er „aus Redlichkeit“ niederträchtig ist.

„Sogar die Dummheit wird eine Tugend, da sie der unwiderlegliche Beweis der Überzeugungsfestigkeit ist. Ein jeder seiner Hintergedanken wird durch die Überzeugung von der inneren Redlichkeit bekräftigt, und je fester er irgendeinen Betrug oder eine kleine Niederträchtigkeit ins Auge fasst, um so biederer und offenherziger führt er sich auf… Dieser Spießbürger ist ein Abflussrohr, in dem sich alle Widersprüche der Philosophie, der Demokratie und jeglicher Phrasendrescherei aus ungeheuerlichste vermengen.“ [11]

Engels verteidigt den revolutionären Marxismus und schilt die deutschen Reformisten, die französischen Possibilisten die englischen Fabier, schilt die Ultralinken á la Most, die „jungen“ Niewenhuis. Gleichzeitig aber kritisiert und korrigiert Engels mit außerordentlicher Bestimmtheit und Geduld die opportunistischen Fehler der Führer der proletarischen Parteien, von Menschen vom Schlage Wilhelm Liebknechts und Bebels, Lafargues und Guesdes.

Dieser Kampf Engels‘ gegen den Opportunismus und insbesondere gegen das versöhnliche Verhalten zu ihm, ein Kampf, der unermüdlich geführt wird, haben ihm unter einigen von ihm angegriffenen Führern der Spitznamen des „größten Grobians in Europa“ eingebracht. Und diese Passion, ein „Grobian“ für die Sache der Partei, für die Sache der Revolution zu sein, müssen wir alle bei Engels lernen.

Niemand wünschte so sehr den Zusammenschluss der Avantgarde der Arbeiterklasse in den Reihen der Arbeiterparteien herbei, wie Engels. Er wünschte ihn ebenso herbei, wie wir ihn heute herbeiwünschen. Aber er wusste und sah, dass der Zusammenschluss auf prinzipienloser Grundlage die Arbeiterklasse schwächen wird. Was hat man davon, dass das Proletariat eine Massenpartei besitzen wird, wenn diese es am Lasso zur Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie schleppen wird? 1882 begrüßte er es dass es in Frankreich in der Arbeiterpartei zur Spaltung mit Malon und Brousse kam, die dem Klassenkampf entsagten, den proletarischen Klassencharakter der Bewegung opferten und den Bruch unvermeidlich machten. „Um so besser…, sagt er, ...die Einheit – ist eine herrliche Sache, solange sie möglich ist, aber es gibt Dinge, die wichtiger sind als die Einheit.“

Wir erachten es für notwendig, an diese Worte Engels gerade jetzt zu erinnern, da wir hier, auf diesem Kongress, das Banner der politischen Einheit der internationalen Arbeiterklasse hoch empor halten.

Durch das Referat des Genossen Dimitrow hat der Kongress seinen Willen zum Kampf um eine einheitliche Arbeiterpartei in jedem Lande, um eine einheitliche Arbeiterpartei in der ganzen Welt besonders eindeutig betont. Aber diese Partei ist nur möglich auf der Grundlage einer prinzipiellen Einheit, nicht aber auf der Grundlage eines faulen Blockes kleinbürgerlicher und proletarischer Elemente nach dem Muster und Ebenbild der II. Internationale. Wir erinnern die tausende, zehntausende und hunderttausende sozialdemokratischer Arbeiter, die sich als Anhänger und Schüler von Marx und Engels betrachten, daran, dass wir zusammen mit ihnen ein Brechen an unserer Klasse begehen würden, wollten wir jene vermeintliche Einheit wieder herstellen, die zur Katastrophe vom 4. August, zum Block eines Teiles der Arbeiterklasse mit der Bourgeoisie geführt, und letzten Endes – den Sieg des Faschismus erleichtert hat. Eine solche Einheit braucht die Arbeiterklasse nicht. Wir wollen jene Einheit, für die sein ganzes Leben lang unser Lehrmeister Friedrich Engels kämpfte, für die Erringung dieser Einheit werden wir alle Kräfte einsetzen und werden sie herbeiführen. Aber herbeizuführen wird sie nur eine Partei vermögen, die durch ihre steigende Aktivität das Vertrauen der Massen gewinnt, eine Partei, die mit jeglichem Schematismus und jeglicher Primitivität im Herantreten an Massenbewegungen aufräumt. Für eine solche Partei hat Engels gekämpft. Er geißelte erbarmungslos Passivität und Tatenlosigkeit als eine der schädlichsten Formen des Opportunismus. In seinem Briefwechsel mit Arbeiterführern wiederholt er unermüdlich: die Partei muss handeln, unter allen Umständen, muss am gesamten politischen Leben des Landes teilnehmen, jede Tatsache der Innen- und Außenpolitik zum Anlass tatkräftiger Aktionen nehmen, muss überall und stets, in jedem Moment mit den Massen sein, rechtzeitig die von den Massen selbst ausgehende wirkliche Kampflosung aufstellen, sie im Maße der Steigerung der Bewegung durch eine neue ersetzen – das ist die grundlegende taktische Regel für die proletarische Partei, auf der Engels besteht.

Eine Partei, die im engen, abgekapselten Kreis ihrer Gesinnungsgenossen lebt, die außerhalb jeglicher Fühlungnahme mit dem Leben des Volkes steht, die es nicht versteht, an das anzuknüpfen, was die Massen im jeweiligen Augenblick erregt, die es nicht versteht, die Volksbeschwerden und Volkshoffnungen im präzisen verständlichen Losungen zusammenzufassen – eine solche Partei wird es nicht verstehen, sich an die Spitze von Massenbewegungen zu stellen.

Besonders schroff fällt Engels über jene her, die im entscheidenden Moment des Kampfes der Massen versagen. Aus diesem Anlass sagte Engels direkt, dass eine Partei, die einen solchen entscheidenden Moment verpasst, ohne auch nur mit einem Wort einzugreifen, auf einige Zeit begraben sein wird.

Passivität und Tatenlosigkeit unter der Maske der „linken“ Phrase bemänteln sich in der Praxis häufig damit, dass sie aus der Konspiration, aus der Selbstabkapselung der unterirdischen Organisation ein Spiel machen, und in einen dem Geiste einer Arbeiterpartei fremden Carbonarismus ausarten. Andererseits lähmen parlamentarischer Kretinismus, Anpassung an die bürgerliche Legalität um jeden Preis, Verneinung der Bedeutung der illegalen Organisationsformen, Angst vor der Gewalt ihrerseits die Kampffähigkeit der Arbeiterklasse. Engels bekämpft das Auftreten beider Arten von Passivität. Er lehrt die proletarischen Parteien, auf jede Weise die bürgerliche Legalität im Interesse der Sammlung der Kräfte der Arbeiterklasse zu ihrer Vorbereitung auf den Kampf um die Diktatur des Proletariats auzunützen, um auf diese Weise die bürgerliche Legalität in eine Waffe des Kampfes gegen die Bourgeoisie zu verwandeln. Er entlarvt das Bakunin‘sche-blanquistische Verschwörertum, das von der internationalen Polizei gegen die Arbeiterorganisation ausgespielt wird, er empfiehlt diesen letzteren, in bezug auf die ,in der Arbeiterorganisationen eindringenden Spitzel und Provokateure besonders wachsam zu sein. Und zugleich geizt er nicht mit Hieben gegen jene Sozialdemokraten, die, um sich unter Bismarck die Legalität zu erwerben, verkünden, die Arbeiterpartei sei keine Partei der revolutionären Gewalt. „Sie fallen über die Gewalt her“, schreibt Engels „wie über etwas an sich Unzulässiges, während wir wissen, dass sich ohne Gewalt letzten Endes nichts erreichen lässt“…

Engels besteht darauf, dass proletarische Revolutionäre sich aller Kampfformen gegen den Klassenfeind zu bedienen verstehen. Und diese Weisungen Engels setzte die Partei der Bolschewiki unter der Führung Lenins und Stalins während einer ungeheuren 25-jährigen Erfahrung der Paarung von legalen und illegalen Arbeitsformen in die Tat um, eine Erfahrung, die bekanntlich den organisatorischen Beschlüssen des II. Kongresses der Komintern zugrunde gelegt wurde.

Haben nun unsere Sektionen diese Weisungen und diese Erfahrungen bis zum letzten ausgeschöpft? Nein, sie haben sie nicht ausgeschöpft. Viele Genossen sind überzeugt, dass unter den Verhältnissen des faschistischen Terrors kein Platz sei für „legale“ Anknüpfungspunkte in der Arbeit, für ein offenes Hervortreten der Arbeiterbewegung, für eine Entfaltung des breiten Massenkampfes. Aber der Faschismus ist doch genötigt, eine Massenbasis zu schaffen, eigene Massenorganisationen zu errichten und zu sozialer Demagogie Zuflucht zu nehmen. Daher denn auch die Aufgabe für die Kommunisten, in die faschistischen Massenorganisationen einzudringen, die faschistische soziale Demagogie mit ihrer Spitze gegen die faschistische Diktatur zu richten und auf diese Weise die Massenbasis des Faschismus zu untergraben. Ein Durchbruch zu den Massen ist hier nicht möglich ohne alltägliche, systematische Arbeit in den faschistischen Massenorganisationen, ohne Paarung der legalen Arbeitsmethoden mit den illegalen. Gleichzeitig ist es falsch, anzunehmen, dass für uns in Ländern mit legaler Arbeiterbewegung mit illegalen Organisationen nichts anzufangen sei. Der Unternehmerterror in allen Ländern nötigt uns, die Zellen in den Betreiben illegal aufzubauen, die gesteigerte faschistische Gefahr zwingt die „legalen“ kommunistischen Parteien, alle Maßnahmen für den Fall eines Übergangs zur Illegalität zu treffen, um einer Wiederholung der Fehler der italienischen und deutschen Kommunistischen Partei vorzubeugen. Es gilt daran zu erinnern, dass die Einheitsfrontbewegung die am meisten gehetzten und verfolgten kommunistischen Parteien von sich aus „legalisiert“, dass der Massenkampf die durch tiefste Konspiration gedeckten Organisationen an die Oberfläche hervortreten lässt.

Eine der Abarten jenes Schematismus und jener Primitivität, die von Engels bekämpft wurden, ist die mechanische Anwendung grundlegender taktischer Einstellungen ohne Berücksichtigung der Eigenart der Verhältnisse in einem jeweiligen Lande. Wir sind eine Weltpartei des Proletariats, eine auf den Grundlagen wahrer politischer und organisatorischer Einheit aufgebaute Partei, eine Partei, die die gesamte Erfahrung der internationalen Arbeiterbewegung zusammenfasst und verallgemeinert, eine Partei, die die eine wirkliche internationale, auf der Interesseneinheit des internationalen Proletariats fußende Taktik besitzt. Diese internationale Taktik schließt jedoch durch Besonderheiten der Entwicklung der jeweiligen Länder bedingte Unterschiede nicht aus. Die Internationalisierung der Erfahrung der internationalen Arbeiterbewegung bedeutet keineswegs die Ausarbeitung einer, auf die Arbeiterbewegung aller Länder einheitlich anwendbaren Schablone. Derjenige, der annimmt, dass die internationale Arbeiterbewegung über einen Kamm zu scheren, der internationalisiert die Arbeiterbewegung nicht, sondern bringt sie zum Erstarren und hindert ihre Entwicklung. Engels war die klassische Figur eines wahrhaft internationalen Führers, der das Geheimnis richtiger Paarung des internationalen Charakters unserer kommunistischen Bewegung mit der Berücksichtigung ihrer nationalen Besonderheiten in seiner Vollendung beherrschte.

Er war eng verbunden mit der deutschen Arbeiterbewegung, wusste ausgezeichnet Bescheid in allen Einzelheiten auch der französischen Arbeiterbewegung; er oblag seit 1844 einem tiefen Studium der Lage und des Kampfes des englischen Proletariats, er war höchst aktiver Teilnehmer an der amerikanischen Arbeiterbewegung (und verweilte selbst jenseits des Ozeans); er war ein außergewöhnlicher Kenner der Verhältnisse und des Verlaufs des proletarischen Kampfes in Italien und den pyrenäischen Ländern; er fand sich hervorragend in den Angelegenheiten der sozialistischen Bewegung der westslawischen und südslawischen Länder zurecht.

Gerade diese tiefe Kenntnis der Lage in den einzelnen Ländern gestattete es Engels, die Arbeiterparteien dieser Länder richtig zu leiten, ein wahrhafter Führer und Organisator der proletarischen Internationale zu sein.

„Die Befreiung des italienischen Bauern – schrieb Engels an Bovio – wird nicht in derselben Form erfolgen, in der sich die Befreiung der englischen Fabrikarbeiter vollziehen wird; je mehr sich aber der eine wie der andere der, ihren Verhältnissen entsprechenden Formen bedienen, um so mehr wird dies dem Wesen der Sache entsprechen.“

Das sind höchst wichtige taktische Weisungen Engels im Lichte unserer großen Epoche, im Lichte jener Aufgaben, die vor unserem Kongress stehen. Engels lehrte uns, bei der Festlegung unserer Taktik an die lebendigen revolutionären Prozesse im Leben der Völker nicht mit vorgefassten Schemen und von vornherein festgelegten Maßstäben, sondern auf Grund eines tiefen Studiums der jeweiligen Konstellation der Klassenkräfte in einem einzelnen Lande, in jedem gegebenen Moment, auf Grund einer Berücksichtigung der Lage jeder einzelnen Klasse, jeder ihrer Gruppe, auf Grund des Studiums der Gesamtheit aller Klassengegensätze und der Methoden ihrer Ausnützung durch das Proletariat, bei obligatorischer Berücksichtigung der internationalen Situation in ihrer Gesamtheit heranzutreten.

Engels lehrt uns, eine Kampfpartei, eine tatkräftige Partei zu sein und es in Momenten des Aufstieges der Welle der Bewegung sowie in Momenten ihres vorübergehenden Abebbens zu verstehen, jenes Besondere herauszufinden, das den Massen nahegeht und der Partei gestattet, ihre Verbindung mit der Arbeiterklasse und den Werktätigen zu erweitern und zu befestigen, das ihr gestattet, nicht nur zur Bewegung zu stoßen, nachdem diese begonnen hat, sondern sie vorzubereiten, zu organisieren und sich durch Gewinnung des Vertrauens der Massen an ihre Spitze zu stellen; das ihr gestattet, auf jedes die Massen erregende Ereignis zu reagieren, sie aus den allergeringsten Anlässen auf die Beine zu bringen, gewaltige Bewegungen auszulösen, zu entscheidenden Kämpfen zu steigern und dadurch die Partei in eine Kraft zu verwandeln, die allen Werktätigen imponiert und in ihnen das Vertrauen zu den eigenen Kräften steigert.

Engels lehrt uns, in Augenblicken des Sieges nicht überheblich zu sein, in Augenblicken vorübergehender Niederlagen dagegen nicht den Kopf hängen zu lassen; im Falle einer Niederlage sich nicht zu scheuen, wieder von vorne zu beginnen, jedoch mit dem festen Glauben zu beginnen, dass wir das zweitemal den Sieg erringen müssen.

Engels lehrte uns, eine solche Massenpolitik zu betreiben, die den brennendsten Interessen der breitesten Massen der Werktätigen entspricht, den Zusammenschluss der bäuerlichen Massen sowie der Werktätigen der Städte um das Proletariat fördert. In der gegenwärtigen Situation bedeutet das vor allem die Herstellung der Volksfront gegen den Faschismus in den kapitalistischen Ländern sowie der Volksfront gegen den Krieg auf internationaler Arena.

Engels lehrt uns, die Lage nüchtern einzuschätzen, nicht voraus zu eilen, solange die breiten Massen nicht in die Bewegung miteinbezogen sind, aber auch nicht im Schlepptau dieser Massen zu treiben, sich in der eigenen Taktik nicht nach dem rückständigsten Teil dieser Massen zu richten, es zu verstehen, durch Entschlossenheit und Raschheit des Handelns diese Massen mitzureißen und vorwärtszutreiben, jeden Erfolg der Bewegung zu verankern und ihn zum Ausgangspunkt neuer Erfolge zu machen.

Engels lehrte uns, für jeden Fußbreit von Eroberungen der Arbeiterklasse zu kämpfen, jeden Gegensatz im Lager der Feinde auszunutzen, niemals den Klassencharakter der Partei zu opfern, niemals die Interessen der Festigung des Proletariats preiszugeben, überall in jenen Organisationen zu sein, wo sich die Arbeiterklasse befindet, illegale und legale Kampfformen anzuwenden, was unter den gegenwärtigen Verhältnissen bedeutet, die illegale Organisation durch Erweiterung ihres legalen Einflusses in den Massen zu festigen und diesen Einfluss durch Festigung der illegalen Organisation zu erweitern.

Wir leben und kämpfen unter einer viel komplizierteren Situation, als jene, die zu Zeiten Engels bestand. Aber das überreiche taktische Erbe Engels behält für uns seine Bedeutung auch in dieser neuen Situation. Die Kommunisten werden noch lange aus dieser Erbschaft schöpfen und Engels‘ Lehren auf bolschewistische Weise in die Tat umsetzen.

Bedeutet das, dass diese Weisungen genügen, um unsere Taktik festzulegen? Natürlich genügen sie nicht. Wie auch Marx, war Engels, kraft der historischen Verhältnisse, noch nicht imstande, eine vollendete Wissenschaft von der Strategie und Taktik des revolutionären Proletariats zu schaffen und hat sie auch nicht geschaffen. Aber dieser, durch das Genie von Lenin und Stalin geschaffenen Wissenschaft liegen die hervorragenden Gedanken über Strategie und Taktik zugrunde, die die großen Grundsteinleger des Kommunismus entwickelten und nach Maßgabe ihrer Kräfte in die Tat umsetzten.

III. Wir setzen das Werk von Engels fort

Wir, die Kommunisten, sind die Fortsetzer des Werkes Engels.

Die große, unüberwindliche Kraft der von ihm und Marx geschaffenen revolutionären Lehre besteht darin, dass diese Lehre zusammen mit dem kämpfenden Proletariat lebt und sich weiterentwickelt, durch seine neue Erfahrung bereichert wird, im Kampfe mit seinen Feinden geschliffen wird.

Die Leute der II. Internationale erwiesen sich unfähig, den Marxismus weiterzuentwickeln. Sie fassten die Lehre von Marx und Engels nicht als eine Anleitung zum revolutionären handeln des Proletariats, nicht als Lehre von der Notwendigkeit der Vorbereitung der Massen für den gewaltsamen Sturz der Herrschaft der Bourgeoisie, für die Aufhebung der Klassen überhaupt auf. Die einen unter den Führern der II. Internationale revidierten den Marxismus, um ihre Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie zu rechtfertigen, „ergänzten“ ihn durch die Behauptung, dass die Entwicklung des Kapitalismus nicht eine Verschärfung der Klassengegensätze, sondern im Gegenteil, ihre Milderung und friedliche Überbrückung im Gefolge habe. Andere von ihnen erkannten zwar in Worten die Richtigkeit der Grundsätze des Marxismus an, verwandelten aber diese Grundsätze in ein Dogma, das die Aussöhnung mit der kapitalistischen Wirklichkeit, die Unterstützung der reformistischen Praxis rechtfertigte. Diese Leute verhießen einen automatischen Untergang des Kapitalismus in einer fernen Zukunft, wenn überall in der ganzen Welt die Gesellschaft angeblich nur aus „reinen“ Bourgeois und „reinen“ Proletariern bestehen würde. Diese Leute nannten sich Marxisten, aber den Marxismus begriffen sie nicht und nahmen sie nicht an, den Marxismus verstümmelten, zerstückelten, verflachten sie; sie höhlten sein revolutionäres Wesen aus. So wurde durch Theorie und Praxis der II. Internationale in immer steigendem Maße die ganze vulgäre kleinbürgerliche Alterweisheit produziert, gegen die Engels ein ganzes Leben gekämpft hatte. Die Führer und Ideologen der II. Internationale sind die Fortsetzer nicht des Werkes Engels‘, sondern des Werkes seiner Feinde.

Engels schied von uns in der Mitte der neunziger Jahre. Aber gerade in diesen Jahren begann die revolutionäre Tätigkeit Lenins, dessen Name zum Leitstern des gesamten Weltproletariats geworden ist.

Marx und Engels lebten, wirkten und kämpften in der Epoche des vormonopolistischen Kapitalismus, als die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft sich im allgemeinen in aufsteigender Linie befand; in der Epoche der nationalen Kriege und der Vollendung der bürgerlichen Revolutionen in Westeuropa; in der Epoche, als England noch seine Vorrangstellung im Welthandel und in der Industrie innehatte, und als die Vorhut des Weltproletariats noch im deutschen Proletariat verkörpert war; in der Epoche, als die Arbeiterbewegung sich zu einer selbständigen politischen Bewegung formierte, als sich erst die proletarischen Parteien herauskristallisierten. Diese Epoche lieferte Marx und Engels alle notwendigen Elemente, um das Proletariat mit der starken Waffe der revolutionären Theorie zu wappnen. Aber Marx und Engels erhoben niemals den Anspruch darauf, der genauen Marschroute der proletarischen Revolution vorzugreifen, ihr ein genaues taktisches Reglement vorzuschreiben, Antwort auf solche Fragen zu geben, die unter den Verhältnissen der Epoche unlösbar waren.

Engels, der der Entwicklung des Sozialismus aus einer Utopie zur Wissenschaft glänzende Seiten gewidmet hat, hat sich mehr als einmal über diejenigen lustig gemacht, die den Boden der Wissenschaft verließen und über die „Architektur der Zukunftsgesellschaft“ klügelten. Er schrieb oft genug, dass er unbesorgt sei über die „Menschen der Zukunftsgesellschaft, die auf jeden Fall nicht dümmer sein werden als wir“. Über die Marxsche Kritik des Kapitalismus schrieb Engels: „Die Ergebnisse dieser Kritik enthalten ebenso auch die Keime der sogenannten Lösungen, insofern letztere gegenwärtig überhaupt möglich sind“ (XV., 80). Dies ist vollkommen anwendbar natürlich auch auf die Werke von Engels selbst. Und diese genialen Gedanken, Entwürfe, Keime, an denen in ihrer Blindheit die Pedanten und Philister der II. Internationale verübergingen, wurden von den großen Bolschewiken Lenin und Stalin weiterentwickelt und zu einer einheitlichen Lehre ausgebaut.

Für Lenin war der Marxismus kein Dogma, sondern eine Anleitung zum revolutionären handeln. Noch Ausgangs des vorigen Jahrhunderts schrieb Lenin im Zusammenhang mit den Kämpfen um das Parteiprogramm:

„Wir betrachten die Theorie von Marx durchaus nicht als etwas Abgeschlossenes und Unantastbares; wir sind im Gegenteil überzeugt, dass sie nur die Ecksteine jener Wissenschaft gelegt hat, die von den Sozialisten in jeder Richtung weiter aufgestellt werden muss, wenn sie nicht hinter dem Leben zurückbleiben sollen.“

Bereits im „Kapital“ wurde das riesige Anwachsen der kapitalistischen Monopole vorausgesagt. In den letzten Schriften von Engels (z.B. in dem Entwurf über die Börse) ist schon der Entwurf einer Charakteristik einer Reihe von neuen Erscheinungen in der Ökonomik des Kapitalismus enthalten. Aber Engels starb, ohne die Besonderheiten des imperialistischen Stadiums des Kapitalismus, das bereits in den neunziger Jahren einsetzte, erschlossen zu haben.

Der monopolistische, faulende Kapitalismus; eine noch nie dagewesene Verschärfung aller kapitalistischen Gegensätze; die allgemeine Krise des Kapitalismus, deren Ausgangspunkt der Weltkrieg von 1914 bis 1918 und der Sieg der Oktoberrevolution war, durch den eine neue Epoche in der Menschheitsgeschichte eingeleitet wurde; der sozialistische Aufbau und der Sieg des Sozialismus in der Sowjetunion – das ist das Neue, das von den Marxisten theoretisch verallgemeinert werden musste, um damit das revolutionäre Proletariat für seinen weiteren Kampf zu wappnen.

In seiner Unterredung mit den amerikanischen Arbeitern gab Stalin auf wenigen Seiten eine gedrängte Charakteristik desjenigen Beitrags, den Lenin der Schatzkammer des Marxismus hinzugefügt hat. Diese paar knappen Seiten muss man lesen und wieder lesen, sie sprechen Bände. Hier resümiert Stalin den Inhalt der Leninschen Etappe in der Entwicklung des Marxismus: Analyse des Imperialismus als letzte Phase des Kapitalismus; Weiterverarbeitung des Hauptsächlichen am Marxismus – der Lehre von der proletarischen Diktatur; Ausarbeitung des Problems der Formen und Methoden des sozialistischen Aufbaus in der Periode der proletarischen Diktatur; Schaffung eines geschlossenen Systems der Hegemonie des Proletariats; Ausarbeitung der nationalen und kolonialen Frage als Frage der Reserven der proletarischen Revolution; Aufstellung der Lehre von der Partei.

Lenin gebührt das Verdienst, die Stellung der Kommunisten in imperialistischen Kriegen festgelegt zu haben – eine Stellung, die er in der Losung „Verwandlung des imperialistischen Krieges in den Bürgerkrieg“ zum Ausdruck brachte. Und das muss um so mehr betont werden, als Versuche unternommen wurden, die Dinge so hinzustellen, als sei Engels der Urheber dieser Losung gewesen. Das ist nicht richtig, Genossen. Engels besitzt zuviel der Verdienst vor der internationalen Arbeiterklasse, als dass man ihm etwas zuschreiben müsste, was er nicht gesagt hat. Engels lebte nicht in der Epoche des Imperialismus, er hatte die Haltung des internationalen Sozialismus in der Hauptsache gegenüber nationalen Kriegen festzulegen. Würden die Bolschewiki in dogmatischer Weise an die Arbeiten Engels aus den 90er Jahren herantreten, so vermöchten sie in der Frage der imperialistischen Kriege die marxistische Stellungnahme nicht so weiter zu entwickeln, wie dies Lenin getan hat. Lenin und nur Lenin gab die prinzipiell neue und einzig richtige Einstellung sowohl in der Frage des Charakters des imperialistischen Krieges als auch in der Frage der Haltung der proletarischen Partei diesem gegenüber. Und gerade deshalb, weil wir das Andenken unseres großen Lehrmeisters Engels in Ehren halten, sind wir dagegen, einen Heiligenkultus mit ihm zu treiben und die geschichtliche Wahrheit zu verschweigen oder zu beschönigen.

Das Werk Lenins, der den Marxismus auf eine neue Stufe hob, wurde in jeder Richtung von Stalin fortgesetzt. In den Schriften, in den Reden, in der Tätigkeit Stalins und der von ihm geleiteten internationalen Partei des Bolschewismus lebt, wächst und mehr sich die marxistisch-leninistische Theorie, zu deren Begründern Engels gehört.

Stalin entwickelte den Marxismus in einer der Kernfragen unserer Epoche, in der Frage des Aufbaus des Sozialismus in einem einzelnen Lande. Die Bolschewiki klammerten sich nicht an die alten Formeln von Engels, die in einer anderen, weit zurückliegenden Etappe tauglich waren. Unter Stalins Leitung schlugen sie die Trotzkisten und Sinowjew-Leute aufs Haupt, die diese Formeln gegen die proletarische Revolution auszuschlachten versuchten. Lenin zeigte, dass bei der ungleichmäßigen, sprunghaften Entwicklung des Kapitalismus unter den Verhältnissen des Imperialismus der Sieg des Sozialismus in einem einzelnen Lande möglich ist. Stalin entwickelte und verfocht diese Theorie und setzte sie in die Tat um.

„Was Engels in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts unter den Verhältnissen des vormonopolistischen Kapitalismus für undurchführbar und unmöglich in einem einzelnen Lande hielt, wurde durchführbar und möglich in unserem Lande unter den Verhältnissen des Imperialismus. Natürlich, wenn Engels noch am Leben wäre – sagte Stalin auf der 15. Konferenz der KPdSU -, würde er sich nicht an die alte Formel klammern, sondern im Gegenteil unsere Revolution in jeder Weise begrüßen und sagen: Zum Teufel mit den alten Formeln! Es lebe die siegreiche Revolution in der Sowjetunion!“

Weder in der „Kritik des Gothaer Programms“, noch in den Schriften Engels‘ noch in Lenins „Staat und Revolution“ wurden diejenigen konkreten Fragen der ersten Phase des Kommunismus aufgerollt, die Stalin aufgerollt und die er mit gewaltigster Kühnheit und Tiefgründigkeit gelöst hat.

Wir begannen den Sozialismus in einem bettelarmen und verwüsteten Lande aufzubauen, in einem Lande, das ein niedriges technisches und wirtschaftliches Niveau von der Bourgeoisie als Erbe übernommen hatte, in einem Lande, das von kapitalistischen Staaten umgeben ist. Und dabei begannen wir den Sozialismus zum ersten Male in der Geschichte der Menschheit aufzubauen.

Und Stalin, der die Lehre von Marx, Engels und Lenin weiterentwickelte und sie in schöpferischer Weise mit Fleisch und Blut umgab, hat als Erster den einheitlichen und tief durchdachten Plan der sozialistischen Offensive in unserem Lande konkret ausgearbeitet; hat die Frage der sozialistischen Industrialisierung, als Voraussetzung des Sieges des Sozialsims in der Sowjetunion, ausgearbeitet; die Frage des Kollektivwirtschaftssystems, als Weg der sozialistischen Umgestaltung der Bauernschaft unter proletarischer Führung; die Frage der Etappen und Methoden der Vernichtung der kapitalistischen Elemente (von der Politik der Einschränkung dieser Elemente zur Politik der Liquidierung des Großbauerntums als Klasse); die Frage der Organisierung der Arbeit unter den Verhältnissen des sozialistischen Aufbaus im Kampf gegen die kleinbürgerliche Gleichmacherei; die Frage der Bedingungen und Wege der Überwindung der kapitalistischen Überreste im Bewusstsein der Menschen, die Frage des Aufbaus einer neuen, der sozialistischen Kultur. Stalin hat gezeigt, dass den Sozialismus aufbauen vor allem heißt, die proletarische Diktatur zu festigen, die Festigung der proletarischen Diktatur und die Erfolge des sozialistischen Aufbaus aber bringen die Blüte der proletarischen Demokratie mit sich. Und alle diese theoretischen Lehren Stalins wurden von den Bolschewiki unter seiner Führung in die Tat umgesetzt.

Solche Arbeiten und Reden Stalins, wie seine Berichte auf den Parteitagen, wie seine Rede auf der Konferenz der marxistischen Agrarier, wie seine berühmten Sechs Direktiven, wie die Stalinschen Kollektivwirtschaftsstatuten, wie die von ihm festgelegten Veränderungen der Sowjetverfassung, wie seine Rede über die neuen Menschen, die die Technik gemeistert haben – kurz jede Rede Stalins ist nicht nur ein Markstein auf dem Wege des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion, sie ist gleichzeitig auch ein Markstein, der die Bereicherung und Vertiefung der marxistisch-leninistischen Theorie kennzeichnet. Anhand dieser Arbeiten lernen die fortschrittlichsten Arbeiter aller Länder und werden sie fortan lernen.

Stalin gibt ein Vorbild der Politik des proletarischen Staates, der die klassenlose sozialistische Gesellschaft in einer kapitalistischen Umwelt errichtet. Stalin arbeitet die Grundlagen der Politik der proletarischen Weltpartei – der Kommunistischen Internationale – unter den Verhältnissen der allgemeinen Krise des Kapitalismus und des Kampfes der zwei Systeme: des Kapitalismus und des Sozialismus aus. Anhand der Erfahrung der chinesischen Revolution hat Stalin die Frage der konkreten Wege ausgearbeitet, auf denen die Weitertreibung der nationalrevolutionären Bewegungen zur Sowjetrevolution erfolgt. Stalin hat die Lehre Marx‘, Engels‘, Lenins von der Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus auf eine neue Stufe gehoben.

Lenin und Stalin beschränkten sich nicht auf einzelne Skizzen von Marx und Engels zu den Fragen der Strategie und Taktik. In seinem Buch „Über die Grundlagen des Leninismus“, das auf den Tisch eines jeden proletarischen Revolutionärs der ganzen Welt gehört, schrieb Stalin, dass erst

„in der Periode der offenen Aktionen des Proletariats, in der Periode der proletarischen Revolution, da die Frage des Sturzes der Bourgeoisie zu einer Frage der direkten Praxis, da die Frage der Reserven des Proletariats (Strategie) zu einer der brennendsten Fragen geworden ist und alle Kampf- und Organisationsformen, sowohl parlamentarische als auch außerparlamentarische (Taktik) – sich mit aller Bestimmtheit geltend gemacht haben, dass erst in dieser Periode eine zusammenhängende Strategie und eine ausgearbeitete Taktik des Kampfes des Proletariats geschaffen werden konnten.“

Lenin und Stalin gebührt das Verdienst, dass sie sich nicht auf die Auffrischung einzelner taktischer Lehren von Marx und Engels beschränkten, sondern sie weiterentwickelten und die Strategie und Taktik des Leninismus – die kompakte Wissenschaft von der Leitung des revolutionären Kampfes des Proletariats schufen.

Vierzig Jahre sind seit dem Tode Friedrich Engels vergangen. Welch einen ungeheuren Weg hat die internationale Arbeiterbewegung, hat die ganze Menschheit in diesen Jahren zurückgelegt! An die Stelle der alten zaristischen Despotie – ist das große Land des werdenden Sozialismus getreten. Die jahrhundertealte chinesische Mauer stürzt ein: Das 400 Millionenvolk der Chinesen ist in Bewegung gebracht; das Banner der Sowjetrevolution weht über sechs Provinzen Chinas mit einer Bevölkerung von rund 100 Millionen Menschen. In der ganzen kapitalistischen Welt wächst und weitet sich unter dem Einfluss der Erfolge des Sozialismus in der Sowjetunion der mächtige Drang zum Sozialismus unter den Werktätigen. Die Bourgeoisie der kapitalistischen Länder verheert, einem Attila gleich, Länder und Städte, lässt für die unterjochten Völker die mittelalterlichen Folterkammern wieder aufleben, sät einen Orkan des Hasses und der Empörung unter allen Unterdrückten. Die Erste Internationale von Marx und Engels ist nicht mehr. Die Zweite Internationale aber bröckelt ab wie morsches Gemäuer; die Arbeitsmenschen jedoch schließen sich immer enger um die Dritte, die Kommunistische Internationale, die Internationale von Marx, Engels, Lenin, Stalin, die Internationale des siegreichen Sozialismus in der Sowjetunion, die Internationale der proletarischen Revolution in der ganzen Welt zusammen.

„Ich glaube – schrieb Engels im Jahre 1874 – dass die nächste Internationale, nachdem die Werke von Marx im Laufe einer Reihe von Jahren ihren Einfluss ausgeübt haben werden, eine rein kommunistische sein und bedingungslos unsere Prinzipien aufstellen wird.“

Diese Kommunistische Internationale ist hier in diesem Saal vertreten. Sie umfasst über 60 Länder, sie zählt Millionen Anhänger, auch wenn sie nicht ihren Sektionen angehören, unter allen Nationen und Rassen, in allen Ecken und Enden des Erdballs. Die Lehre von Marx und Engels herrscht unumschränkt auf einem sechsten Teil der Erde, hinter ihr steht ein mächtiger Staat, eine sozialistische Wirtschaft mit Milliarden Reichtümern, hinter ihr steht ein Land mit einer Bevölkerung von 170 Millionen. Sie – diese Lehre sprengt in allen Ländern die Ketten der Sklaven, um sich der ganzen Welt zu bemächtigen.

Gewappnet mit dieser Lehre, und allem Terror, allen Foltern und Verfolgungen zum Trotz, organisieren die Kommunisten die Proletarier, die Werktätigen und die Kolonialsklaven, schweißen sie zusammen, erheben sie zum Kampf und führen sie zum Siege. Die Kommunistische Internationale ist zum Leuchtstern und Rettungsanker der Menschheit vor Not, Faschismus und Kriegen geworden.

Es lebe die Kommunistische Internationale – die große unbesiegbare Partei Marxens und Engels, Lenins und Stalins!

Quellenangaben:

[1] Engels: „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“, Seite 174, deutsche Ausgabe 1934.

[2] Engels: „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“, Seite 94/95, deutsche Ausgabe.

[3] Engels: „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“, Seite 170, deutsche Ausgabe.

[4] Engels: „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“, Karl Marx, Ausgewählte Schriften, Band 1, Seite 192.

[5] Ebenda, Seite 189.

[6] Marx-Engels, Ausgewählte Briefe, Seite 4.

[7] Aus der Rede auf der Londoner Konferenz der I. Internationale.

[8] Marx-Engels: Ausgewählte Briefe, Seite 328, Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter in der UdSSR, 1934.

[9] Marx-Engels: Ausgewählte Briefe, Seite 328, Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter in der UdSSR, 1934.

[10] Lenin, Sämtliche Werke, Band XVII., 1. Ausgabe, Seite 158 f. Russisch.

[11] Marx-Engels-Archiv, Buch V., Seite 329, russisch.

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